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Land (auf) Schwung

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Bewerbungsunterlagen des Landkreises Görlitz für das Bundesmodellvorhaben "Land (auf) Schwung" - 2. Regionales Zukunftskonzept

2. Vorstellung der

2. Vorstellung der Region – Wer sind wir? Allgemein Der Landkreis Görlitz liegt im Osten des Freistaates Sachsen, im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien mit einer insgesamt 188 Kilometer langen Außengrenze zu diesen beiden Nachbarländern. Die 53 Kommunen 3 verteilen sich auf eine Fläche von 2.109 km². Der drittgrößte sächsische Landkreis besteht zu ca. 14% aus Siedlungs- und Verkehrsflächen, zu 45% aus Landwirtschaftsflächen und zu 35% aus Wald. (ganz-im-osten.de) Der Landkreis Görlitz gehört wie viele Regionen in den neuen Bundesländern zu den „Vorreitern“ des demografischen Wandels. Seit 1990 hat der Kreis mehr als jeden vierten seiner Einwohner verloren. Lebten nach der Wiedervereinigung noch rund 367.000 Menschen im Landkreis, waren es 2013 nur noch 261.000. Und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Denn nach neuesten Bevölkerungsprognosen dürfte sich der demografische Abwärtstrend weiter fortsetzen. Bis 2035 könnte die Zahl der Einwohner weiter auf rund 204.000 Menschen sinken. Gleichzeitig schreitet die Alterung der Bevölkerung voran. Schon heute ist jeder Dritte im Landkreis 60 Jahre oder älter, bis 2035 dürfte es fast jeder Zweite sein. Welche Herausforderungen mit einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung einhergehen, lässt sich daher im Landkreis Görlitz früher als in anderen Regionen beobachten. Der Landkreis teilt sich in drei unterschiedliche Räume: Altindustrieller Raum mit hoher Bevölkerungsdichte, ländlicher Raum mit lokalen Versorgungszentren wie Grund- und Mittelzentren und der dünn besiedelte und entlegene ländliche Raum. Das Schrumpfen und Altern der Bevölkerung stellt die Kommunen in den jeweiligen Räumen dabei vor teilweise sehr unterschiedliche Herausforderungen. Die dicht besiedelten, altindustriellen Räume v. a. im Süden des Kreises lassen sich als Verdichtungsräume (mit teilweise über 200 EW/km²) kennzeichnen. Durch den anhaltenden Bevölkerungsrückgang weisen diese Kommunen einen hohen Gebäudeleerstand, insbesondere bei den ehemaligen Fabriken, aber auch bei Wohngebäuden, auf. In weniger attraktiven Wohngegenden leben zudem überwiegend sozial benachteiligte Menschen, die Treffpunkte sowie soziale und kulturelle Angebote benötigen. Die Kommunen stehen trotz angespannter Haushaltslage in der Verantwortung, v. a. für diese Menschen lebenswerte Bedingungen zu erhalten. Im Gegensatz dazu ist der Norden des Landkreises sehr dünn besiedelt (mit teilweise weit unter 70 EW/km). Mit der Einwohnerzahl sinkt besonders hier die Nachfrage nach Waren, Dienstleistungen sowie Bildungs- und Kulturangeboten. Bestimmte Bereiche der Daseinsvorsorge können daher nur noch mit hohem finanziellen Aufwand oder aber lediglich zeitlich begrenzt vorgehalten werden. 3 14 Städte, 39 Gemeinden 4

Die schlechter werdende Versorgung trifft dabei auf eine alternde Bevölkerung, für die es zunehmend schwieriger wird, die länger werdenden Wege zum Arzt, zur Apotheke oder zum Einkaufen zurückzulegen. Für eine wohnortnahe und bedarfsorientierte Versorgung sind daher dringend neue Ideen und flexible Konzepte notwendig. Diese entstehen häufig vor Ort und werden von der lokalen Bevölkerung mitgetragen. Daher ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten und Betroffenen dauerhaft vernetzen und die Möglichkeiten erhalten, mit neuen Ansätzen ihr Lebensumfeld attraktiver gestalten zu können. Dazu gehört auch, Standards und Vorschriften auf den Prüfstand zu stellen und zu ändern, wenn diese den neuen Lösungen im Wege stehen. Der „klassische ländliche Raum“ umfasst die Bereiche der Grund- und Mittelzentren des Landkreises mit einer Bevölkerungsdichte von 70 bis 130 EW/km². Die zentralen Orte sind dabei Versorgungskerne für die Bevölkerung (Grundversorgung mit Gütern des kurzfristigen Bedarfs und Banken, Postfilialen, Apotheken, Ärzten, Sportplätzen und Bildungseinrichtungen). Sie sind als lokale Versorgungszentren dauerhaft zu stärken. Dies ist Voraussetzung dafür, die Lebensqualität der Älteren und Familien zu erhalten und zu verbessern. Eine gute Erreichbarkeit von zentralen Orten sichert dabei den Bewohnern aus dem Umland den Zugang zu diesen Versorgungsangeboten. Entscheidend ist dabei, die bestehenden unterschiedlichen Mobilitätsformen dauerhaft und nachhaltig aufeinander abzustimmen und ggf. durch alternative Bedienformen, wie Ruf- und Bürgerbusse, zu ergänzen, damit sie wieder ein schlüssiges Angebot ergeben. Die genannten Probleme und Lösungsansätze der unterschiedlichen ländlichen Räume sind gleichzeitig Schwerpunkte unserer Förderung im Rahmen von „Land(auf)Schwung“. Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung Der Landkreis Görlitz mit einer Bruttowertschöpfung von ca. 18.000 €/Einwohner, einer Kaufkraft von 15.687 €/Einwohner und einem Einkommenssteueraufkommen von 94 €/Einwohner gehört in Sachsen und Deutschland zu den strukturschwächsten Landkreisen. Insgesamt gibt es im Landkreis 14.565 IHK- Mitglieder, 4.631 Handwerksunternehmen und ca. 630 Landwirtschaftsbetriebe (teilweise im Nebenerwerb). Zielgruppe für die Zusammenarbeit und Kooperation aus Sicht des Landkreises sind besonders die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Unternehmen der Land- und Forstwirtschaft, die in allen drei Raumkategorien – wenn auch in unterschiedlicher Dichte – angesiedelt sind. Sie sind wirtschaftliches Rückgrat und benötigen besondere Unterstützung hinsichtlich des Aufbaus von Wertschöpfungsketten bzw. regionalen Kreisläufen. Die hohe wissenschaftliche Dichte im Landkreis Görlitz bietet für die hiesigen Wirtschaftsunternehmen bisher weitgehend ungenutzte Potenziale, etwa im Bereich der Fachkräftesicherung und Nachwuchsförderung oder auch bei der wissenschaftlichen Expertise in energetischen, konzeptionellen oder betriebswirtschaftlichen Fragestellungen. (kreisentwicklung.de) Die Fachkräftesicherung ist dabei für den Landkreis von herausragender Bedeutung. Eine wichtige Verbindung zwischen dem Wirtschafts-, dem Arbeitsmarkt- und dem Bildungssystem vor Ort stellt hier die Berufsorientierung dar. Diese qualitativ hochwertig auszugestalten, ist eine unserer wesentlichsten Aufgaben. Im Jahr 2010 etablierte der Landkreis unter dem Thema „Zukunft Görlitz“ ein Regionales Übergangsmanagement im Rahmen des Bundesprogramms „Perspektive Berufsabschluss“. Damit sollten die Übergänge von der Schule in die Berufsausbildung verbessert werden. Nach Auslaufen des Bundesprogramms ist es gelungen, die Nachhaltigkeit der guten und praktikablen Ansätze zu sichern. So gibt es seit September 2013 die „Regionale Koordinierungsstelle für Berufs- und Studienorientierung“, deren Aufgabe die weitere Verbesserung des Überganges Schule-Beruf im Landkreis Görlitz ist. Die Koordinierungsstelle ist dabei Impulsgeber, Unterstützer und Ansprechpartner für Schule, Eltern, Wirtschaft und Partner der Berufs- und Studienorientierung. Im Rahmen der o. g. Handlungsfelder wurden neben Strukturen auch praktische Instrumente für die Zielgruppen entwickelt. 5

Strategie / Planung