Aufrufe
vor 1 Jahr

Regionales Vernetzungskonzept, Stand Mai 2022

Vor dem Hintergrund einer sich in Transformation befindlichen Region gewinnen identitätsstiftende Themen gesamtgesellschaftlich enorm an Bedeutung. Die Land- und Ernährungswirtschaft spielt für den Aufbau, die Erhaltung und die Entwicklung nachhaltiger Wertschöpfungsketten auf Grundlage der natürlichen Ressourcen eine zentrale Rolle.

10 wie hier etwa die

10 wie hier etwa die Brot- und Backwaren als Lebensmittel für den täglichen Bedarf. Daraus ergeben sich Potenziale für die Kommunikations- und Bildungsarbeit durch das NETZWERK REGIONALE WERTSCHÖPFUNG IM LANDKREIS GÖRLITZ. Der strukturelle Mangel an benötigten Verarbeitungsstufen für die Ausgangsprodukte stellt eine substanzielle Behinderung der Stabilisierung und des Ausbaus regionaler Wertschöpfungsketten dar. Insbesondere bei Milch- und Fleischwaren wird dieser Mangel und eine sich immer weiter verschärfende Gesamtsituation sichtbar, welche zunehmend auch den Bestand an Betrieben in der Region gefährdet. Stellvertretend sei das Fehlen mittelständischer, regionaler Milchverarbeitungsstrukturen und Schlachtstätten genannt. Verschärft wird die Herausforderung für die Produzenten dadurch, dass auch bestehende Rahmenbedingungen entweder zunehmend restriktiver ausgelegt werden oder Auflagen zum Wegfall bestehender Angebote führen. Dies ist insbesondere bei den Themen Hausschlachtung / „Weideschuss“ / ortsnahe Schlachtung zu beobachten. Eine teilweise regional sehr unterschiedliche Auslegung von Vorschriften schafft zudem Rechtsunsicherheiten für die Akteure. Im Gesamtkontext zu beobachten ist, dass auch die Rechtsauslegung europäischer Rahmenbedingungen in Sachsen restriktiver und einschränkender gehandhabt wird, als dies am Beispiel Österreich zu beobachten ist. Dadurch werden kleine Akteure substanziell behindert und in ihrer Existenz bedroht, wohingegen Großstrukturen diese Vorgaben leichter erfüllen können. Im Gesamtbild führt dies zu einem massiven Verlust an Regionalität und Kleinteiligkeit, ohne einen substanziellen Gewinn an Verbrauchersicherheit oder Qualität zu generieren. Die geschaffenen Abhängigkeiten sind, wie das Beispiel der Molkereien verdeutlicht, eine Gefahr für die Produzenten der Milch, weil ein Abhängigkeitsverhältnis geschaffen wird, dem auf Grund der Monopol- oder Oligopolstellung der Verarbeiter und deren extrem enger Kooperation mit dem Lebensmitteleinzelhandel keine entsprechende Gegenposition aufgebaut werden kann. In anderen Bundesländern, wie etwa in Bayern, haben sich eigene Strukturen kleineren Größenzuschnitts und teilweise mit Beteiligung der Produzenten herausgebildet. Dadurch wird die regionale Wertschöpfung resilienter. Auf Grund der geschichtlichen Ausgangslage in den Regionen Ostdeutschlands und so auch im Landkreis Sachsen ist dies nicht der Fall gewesen. Durch die beschriebene Problematik bestehen derzeit in den Sektoren Milch und Fleisch entweder sehr kleine, eigenständig wirtschaftende Einheiten wie Hofkäsereien und Hausschlachtungen und Großstrukturen. Ein bäuerlicher Mittelstand mit regional bedeutsamen Verarbeitungsstrukturen existiert nicht. Hier setzt die Arbeit des NETZWERKS REGIONALE WERTSCHÖPFUNG IM LANDKREIS GÖRLITZ an, da Bedarfe der Akteure real abgebildet werden müssen und eine Kommunikation vor der Ingangsetzung von Projekten oder der Etablierung von Strukturen wichtig ist.

11 Eine weitere substanzielle Herausforderung stellt der Zugang zu den Strukturen des Handels, insbesondere des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) dar. Der Zugang zum LEH stellt für kleinere und mittlere Produzenten eine enorme Hürde dar. Dies ist in den Strukturen begründet, die eine Vielzahl von Auflagen verpflichtend machen: Zertifizierungen, Listungen, Zugangsbeschränkungen, Mengenvorgaben, Preisdruck bis hin zu Vorgaben an die Optik und Haptik eines Produkts. Die Direktvermarktung über einen eigenen Hofladen, die Abgabe über Regionalläden, die Bespielung von Plattformen wie Marktschwärmer oder open food network und weitere kooperative Vermarkungsformate sind daher für kleinere Produzenten von existenzieller Bedeutung. Für verarbeitete Waren sind zudem online Shops und der Versand Sektoren mit wachsender Bedeutung. Die Vielzahl von Kanälen jedoch kann den Produzenten rasch überfordern, da sowohl der damit verbundene Arbeitsaufwand wie auch der Personalaufwand nicht unerheblich sind. Für die interessierten Kunden stellt sich zudem die Herausforderung, die Vermarktungswege kennen zu lernen und sich einen alltagstauglichen Zugang zu Regionalprodukten zu organisieren. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Vielzahl der Optionen einfach und transparent sichtbar zu machen. Die angebotenen Instrumente wie die RegioApp oder die Plattform www.regionales.sachsen.de sind dafür durchaus geeignet. Es ist jedoch nicht realistisch zu erwarten, dass die Produzenten sich selbstständig in die jeweiligen Portale eintragen und insbesondere nicht, dass sie hierfür noch Kosten tragen. Ein Regionalmanagement muss die Datenerhebung, Eintragung und das Informationsmanagement langfristig und stellvertretend für eine Region übernehmen. Der Start der Maßnahmen im Landkreis Görlitz im Rahmen des aktuellen Projekts hat die Chancen dieser Arbeit aufgezeigt und auch deutlich gemacht, dass ein unmittelbarer, persönlicher Kontakt unerlässlich ist. Für die Kommunikation an die Endverbraucher ist es wichtig, dass die Netzwerkarbeit nicht ausschließlich die Produzenten und deren Arbeit abbildet, sondern auch verwandte und anschließende Bereiche berücksichtigt. Hierzu zählen insbesondere der Tourismus, Erlebnisangebote, Bildungsformate, Veranstaltungen, Messen, Events oder auch Angebote der Gastronomie und der Kultur- und Kreativwirtschaft. Regionalität im Lebensmittelbereich wird als eine relevante Bereicherung der Alltagsgestaltung wahrgenommen und ist ein Aushängeschild der „lebenswerten und liebenswerten Region.“ Daher setzt sich das NETZWERK REGIONALE WERTSCHÖPFUNG IM LANDKREIS GÖRLITZ zum Ziel, auch mit relevanten Interessenvertretern, Verbänden und Vereinen einen engeren Kontakt und Austausch zu pflegen, um gemeinsam Imagearbeit zu leisten und Marketingaktivitäten auszubauen. Für den Kontakt zwischen Produzenten und Konsumenten spielen neben den Verarbeitungsstrukturen und den Orten und Formaten des Handels auch die

Strategie / Planung